Amerika ist gross

15. Tag, 13. Juli 2012

Amerika ist gross. Sehr gross. So gross sogar, dass man mitunter vergessen könnte, dass ausserhalb der Landesgrenzen noch weitere Länder der Erde existieren. Nicht so die Amerikaner. Sie sind sich durchaus bewusst, dass ihr Land nicht das einzige ist. Sie wissen dass es noch weitere gibt. Nämlich Mexiko, Kanada und Swasiland.

Aber alles der Reihe nach:

Am 15. Juli wird Julian 7 Jahre alt. Zwei Wochen später wird Svenja nachziehen und ihrerseits 4 Jahre alt. Als Geschenk zum Geburtstag wollten wir mit ihnen eine 2 tätige Reise ins Disneyland unternehmen. Also surfte Luise kurzerhand ab ins Internet. Sie suchte nach einem All-in-one-rundum-sorglos-Paket und fand natürlich auch eines. Danach wollte sie dieses gleich buchen und das Ganze mit Kreditkarte online bezahlen. Aber es ging nicht. Dieses verflixte Online Formular bestand unbedingt auf einer 5 stelligen Postleitzahl. Und dann sollte diese auch noch gültig sein. Also keine Chance das Ding zu überlisten. Wären wir Mexikaner oder Kanadier gewesen, hätte uns eine kleine Checkbox etwa in der zweiten Hälfte des Formulars gerettet. Damit hätten wir angeben können, dass wir keine Amerikaner seien. Wir hätten dann die Wahl zwischen Mexiko und Kanada gehabt. Im Sinne von: ‚Wenn schon keine Amerikaner dann wenigstens Mexikaner oder Kanadier‘. Aber auch das war zwecklos. Unsere Kreditkarte wurde einfach nicht akzeptiert. Entnervt gaben wir auf. Wir werden nun halt mit dem Auto nach Los Angeles fahren und Hotel, Eintritt und Leihwagen einzeln buchen müssen.

Sowas sollte uns nicht mehr geschehen, hatten wir uns geschworen. Also musste ein amerikanisches Bankkonto her. Am besten gleich eines mit Kreditkarte. Da wir zufällig gerade in der Stadt waren, hatten wir uns für Citibank entschieden. Wir traten also in die Schalterhalle der Bank ein. Es war nicht die etwas kalte Atmosphäre, die uns sogleich frösteln liess, nein es waren die höchstens 15 gefühlten Grad Celcius auf welche der Raum heruntergekühlt war. Das war auch dringend nötig, denn draussen waren auch höchstens 18 Grad zu messen. Und diesmal nicht im Schatten, sondern selbst in der Sonne. Und wenn es draussen schon nur 18 Grad kalt ist, dann müssen es drin doch noch weniger sein, ansonsten die teure prestigeträchtige ‚Air Condition‘ ja nutzlos gewesen wäre. Undenkbar, denn die Bank of America gleich um die Ecke könnte ihre Schalterhallen ja auf 14 Grad heruntergekühlt haben und somit das Duell um den ‚Best Air Conditioned Place‘ gewonnen haben. Nein auf keinen Fall dachte sich wahrscheinlich der Filialleiter. Die 15 Grad seien um jeden Preis zu halten lautete vermutlich die Parole. Also holte ich die Jacke aus dem Auto und setzte mich zurück an den Beratungstisch und wartete. Und dann kam Sie. Unsere Kundenberaterin. Sie hörte sich meine Geschichte geduldig an. Als Sie meinen zugegebenermassen leichten ‚hingefüüre‘ Akzent in meinem Englisch bemerkte, meinte sie, ob sie denn lieber spanisch sprechen solle. Warum eigentlich nicht dachte ich, aber dann hätte ich wahrscheinlich gar nichts verstanden. Also einigten wir uns auf Englisch.
Die Frau hiess Hong Wang, was ja auch nicht gerade ein ur-typischer amerikanischer Name ist. Schade fragte sie mich nicht ob sie chinesisch sprechen soll. Ich hätte wahrscheinlich ja gesagt. Die ganze Sache war dann doch ziemlich kompliziert und es waren einmal mehr dutzende von Formularen und Dokumenten notwendig. Zwei nicht Amerikaner, weder Mexikaner noch Kanadier, verheiratet aber nicht gleicher Nationalität, Sie: Deutsche, Er: Swasiländer. Moment mal: Swasiländer ? Da stimmte doch was nicht meinte ich zu Frau Wang. Sie guckte mich verständnislos an sagte: ‚yes, yes Swaziland, look‘ und zeigte mir ihr Online Formular. Daraufhin ich : ’no, no Switzerland, look‘ und zeigte ihr meinen Pass. Des Rätsels Lösung: Swaziland war in ihrer alphabetisch geordneten Dropdownliste gerade vor Switzerland gelistet. Und weil die Schreibweise der beiden Länder so ähnlich wirkten, hätte sie einfach das falsche gewählt. Also zurück auf Start, Nationalität geändert und alle Formulare nochmals neu ausgedruckt. Sie fragte mich darufhin, wie wir uns denn all die komplizierten Begriffe wie Switzerland oder Niederholzstrasse merken könnten, worauf ich aber auch keine so richtig gute Antwort fand. Alles in allem hatte dann aber doch alles geklappt. Nun haben wir ein echt amerikanisches Konto mit echter amerikanischer Kreditkarte. Und damit sind wir schon fast echte Amerikaner. Ende gut alles gut.

2 Gedanken zu „Amerika ist gross

  1. Ja, so kann es einem gehen in einem grossen fremden Land, in dem alles andere klein, fremd und bizarr erscheint. Patrick, hat du übrigens rausgefunden, wo Swaziland liegt? Vielleicht ist es unserem Ländle ganz ähnlich?
    Und möglicherweise denken wir anders als die Amis, da wir sooo komplizierte Wörter in unserem ach so gestressten Gehirn abspeichern müssen. Das wäre zumindest ein hoch interessantes Thema für eine Dissertation im Bereich Neuropsychologie.

    Wie auch immer: Wir wünschen euch weiterhin viel Glück und lustige Erfahrungen.

    Kehls

  2. Ein bisschen Verspatet (aber am Sonntag haben wir daran gedacht): herzliche Gluckwunsch zum Geburtstag Julian !
    Und zum Trost fuer dich Patrick: 20 Jahre her, als ¨teeager¨war ich ein Monat lang im Aufenhalt im Amerika und wurde immer wieder gefragt warum ich kein blonde Haare hatte (Schweden sind doch dafur bekannt !) und sogar ob ich schon Erdbeere gegessen hatte….und nicht nur Fische (id) ! Madchen im Svenja Alter durften nicht ¨oben ohne¨ baden gehen….ob es noch so ist ?!
    LG, Estelle

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